Die Durchwachsene Silphie

René Kolbe, Pahren Agrar GmbH

Eine Energiepflanze für experimentierfreudige Landwirte
 
René Kolbe ist kein Mensch, der nach Schema F arbeitet. Der Mitgeschäftsführer des großen Thüringer Landwirtschaftsbetriebs Pahren Agrar GmbH baut nachwachsende Rohstoffe an, und zwar nicht nur die etablierten wie Raps und Mais, sondern auch neue und wiederentdeckte Fruchtarten und Exoten. Hanf, Öllein, Pappeln und Sudangras wachsen auf seinem Acker und seit dem letzten Jahr eine Pflanze, die vermutlich noch kaum ein anderer Bauer in Deutschland kultiviert: die Durchwachsene Silphie. In der ehemaligen DDR wurde sie schon einmal als ertragreiche Futterpflanze genutzt, geriet nach der Wende aber in Vergessenheit. Thüringer Forscher entdeckten sie wieder und suchten jemanden, der einen Anbauversuch mit dem potenziellen Energielieferanten für Biogasanlagen wagen wollte. René Kolbe war dazu bereit, obwohl es 2007 noch kein einfach auszusäendes Saatgut gab. Er und seine Mitarbeiter mussten einen ganzen Hektar mit 40.000 kleinen Setzlingen bepflanzen.
Noch ist der Erfolg nicht sicher, denn das große Massenwachstum – wichtigste Anforderung an eine Energiepflanze – setzt bei der Silphie erst im zweiten Jahr ein. Darauf wartet Kolbe nun gespannt. Wenn alles gut läuft, verspricht das ursprünglich nordamerikanische Gewächs nicht nur jede Menge Biomasse, es kann auch zehn Jahre lang beerntet werden, bei nur geringem Arbeitsaufwand. Chemischer Pflanzenschutz ist nach bisherigen Erkenntnissen ab dem zweiten Jahr völlig überflüssig und hübsch aussehen tut die Pflanze überdies.
Noch vor wenigen Jahren war Überproduktion das beherrschende Thema in der deutschen Landwirtschaft, die Bauern suchten damals händeringend nach Alternativen. So kam auch Kolbes Agrar GmbH zu den nachwachsenden Rohstoffen. Die sind heute so erfolgreich, dass Überproduktion hierzulande kein Thema mehr ist, zumal der Weltagrarmarkt seit dem letzten Jahr boomt wie lange nicht mehr. Nachhaltigkeit ist dem Bauern, dessen Betrieb in einem Trinkwasserschutzgebiet liegt, sehr wichtig, ebenso die Akzeptanz bei der Bevölkerung. „Wir Landwirte sind ortsgebunden, wir können nicht mal eben den Standort wechseln, wenn etwas schiefläuft,“ sagt Kolbe, den es freut, wenn die bunt blühende Vielfalt auf seinem Acker den Menschen gefällt. Seine nachwachsenden Rohstoffe haben für die Umwelt viele Vorteile: Sie brauchen weniger Chemie und Bodenbearbeitung. Der Hanf wurzelt bis zu 2 Meter tief und sorgt so dafür, dass weniger Nährstoffe ins Grundwasser gelangen. Alle langjährigen Kulturen wie die Silphie und die Pappeln befestigen zudem den Boden und schützen vor Erosion.
Natürlich müssen sich die neuen Kulturen auch rechnen. Das tun sie außer durch ihre Erträge vor allem dadurch, dass sie die Vielfalt im Betrieb erhöhen. Dadurch verteilt sich der Arbeitsaufwand gleichmäßiger übers Jahr und auch Risiken sind deutlich besser abgefedert. Kolbe jedenfalls hat es bislang nicht bereut, die klassischen Pfade ein Stück weit verlassen und auf neue pflanzliche Energie- und Rohstofflieferanten gesetzt zu haben.

Nicole Paul

 

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