Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby)

Sida [Quelle: FNR/Z.Hajkova]

Die Pflanze Sida (Sida hermaphrodita (L.) Rusby), die ursprünglich aus dem warmen Nordamerika stammt, gehört zu der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Aufgrund der fehlenden eindeutigen deutschen Bezeichnung wird sie oft fälschlicherweise als Malve, Riesenmalve oder Virginische Samtmalve bezeichnet.

Das oberirdische Wachstum der Pflanze verläuft im ersten Jahr noch relativ langsam, da in diesem Jahr vor allem ein mächtiges, stark verzweigtes, bis zu 3 Metern tiefes Wurzelsystem gebildet wird. In den Folgejahren können dann - je nach Boden- und Klimabedingungen - aufgrund des raschen Wuchses Höhen von 3 bis 4 Metern erreicht werden. Die Sidapflanze bildet dabei holzige 2,5 bis 4 Meter hohe Stängel mit handflächig unterteilten Blättern, welche denen des Ahorns ähneln. Bereits im zweiten bis dritten Jahr bildet sie einen robusten verholzten Strauch von 8 bis 12 Zweigen. Jedes Frühjahr treibt die Pflanze dann aus den vorhandenen Wurzelknospen erneut aus und bildet so bis zu 20 bis 40 Triebe.

Aufgrund ihres starken Wachstums und des sehr ausgeprägten Wurzelsystems bietet Sida verschiedene Vorteile, die sich in unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten widerspiegeln:

  • Landwirtschaftliche Nutzpflanze (27 - 30 % Proteingehalt, Nährwert vergleichbar mit Luzerne)
  • Energiepflanze (Festbrennstoffe, Biogas, Biokraftstoffe)
  • Rekultivierungspflanze (z.B. für Abwässersedimente)
  • Bienentrachtpflanze (spät ansetzende Blütezeit / bis zu 120 kg Honig/ha)
  • Rohstoffquelle für die Pharmaindustrie

Zudem eignet sich die Pflanze aufgrund der mit Fichte und Kiefer vergleichbaren Eigenschaften als Rohstoff zur Herstellung von Dämmstoffen und Zellulose.

Sida-Bestand [Quelle: FNR/Z.Hajkova]

Sida ist eine mehrjährige Pflanze mit nur geringen Ansprüchen an den Standort. Die Bodenqualität wirkt sich jedoch selbstverständlich auf den Ertrag aus. Eine standort- und bedarfsgerechte Düngung ist eine wichtige Voraussetzung für hohe Erträge. Sida-Plantagen können 15 – 25 Jahre genutzt werden. Die Sida übersteht in Versuchen an der Agrarwissenschaftlichen Akademie in Lublin selbst polnische Winterkälte bis zu -35°C.

Je nach Erntetermin und den damit verbundenen Trockenmassegehalten sind unterschiedliche Nutzungspfade möglich. Im Hinblick auf eine thermische Verwertung kann die Ernte im Herbst oder Winter mit einfachen landwirtschaftlichen Geräten, wie beispielsweise Mähmaschinen, Pressen oder Häckslern erfolgen. Das Häckselgut kann dann, aufgrund einer geringen Restfeuchte von 15 bis 25 %, ohne vorheriges Trocknen, Einlagern, Pelletieren oder Brikettieren in einem entsprechend zugelassenem Ofen unter Berücksichtigung der Bundes-Immissions-Schutz-Verordnungen verbrannt werden. Aus bisherigen Versuchen deutscher Agrarforschungseinrichtung resultierten Erträgen um 12 t TM/ha. In der Literatur finden sich jedoch auch Angaben von bis zu 20 t TM/ha. Möglicherweise führen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden im Hinblick auf das Mitwiegen des Laubes zu den unterschiedlichen Ergebnissen.

Der Heizwert von Sida liegt bei ca. 18,7 MJ/kg (wf) und damit auf dem Niveau von Kiefer und Fichte.

Versuchsfeld
[Quelle: FNR/Z.Hajkova]

Für den Einsatz in Biogasanlagen oder bei einer geplanten Nutzung als Tierfutter soll man Sida entweder belaubt im frühen Herbst oder sogar zweimal während der Vegetationsperiode ernten können. So sollen bei einem Trockenmassegehalt von 40 bis 60 % bis zu 100 Tonnen Frischmasseertrag pro Hektar möglich sein. Auch hier gehen deutsche Experten jedoch davon aus, dass eine zweimalige Ernte nur eingeschränkt möglich ist. Eventuell besteht eine Möglichkeit darin, eine Ernte als Grünpflanze durchzuführen und eine zweite im Winter im Hinblick auf den Festbrennstoff.

Erste Versuche renommierter landwirtschaftlicher Versuchsanstalten zum Biogasertrag zeigten spezifische Biogas- und Methanausbeuten in Bereichen um 50 % im Vergleich zu Silomais, wobei die Erntezeitpunkte sicherlich nicht immer optimal auf diese Nutzungsrichtung abgestimmt waren.

Da Sida eine mehrjährige Nutzpflanze mit einem langjährigen Produktionspotenzial ist, wird empfohlen, ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl des geeigneten Bodens zu legen. Des Weiteren ist eine mitteltiefe bis tiefe Herbstbodenbearbeitung notwendig. Vor der Pflanzung sollten entwickelte Unkräuter entfernt und der Boden aufgelockert werden. Die Pflanzung erfolgt dann mit handelsüblichen, mehrreihigen Pflanzmaschinen bei einer Bodentemperatur von ca. 10 °C, je nach Höhenlage zwischen Ende April bis Ende Mai. Bisher wurde von einer Samenaussaat aufgrund der geringen Keimfähigkeit eher abgeraten. In Deutschland bieten jedoch ab 2012 spezialisierte Saatgutunternehmen behandeltes und keimfähiges Saatgut an.

Bisher liegen in Deutschland zur Sida nur wenige Erfahrungen und wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse vor. Landwirten wird daher empfohlen, zunächst eigene Erfahrungen in kleinerem Maßstab zu suchen.

Die FNR fördert im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ein Projekt der Universität Hohenheim, Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie, welches die Reaktionen der Energiepflanzen Sida und Silphie auf erhöhte Temperaturen, reduzierte Niederschläge und den "CO2-Düngeeffekt“ untersucht. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in der FNR-Projektdatenbank unter dem Förderkennzeichen 22400511.

 

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