1. Ziel

Verschiedene landwirtschaftliche Kulturarten sollen unter typischen Standortbedingungen Deutschlands auf ihre Ertragsfähigkeit und Eignung als Energiepflanze geprüft werden. Es sollen dabei neben den ökonomischen auch ökologische Parameter beachtet werden.

Die Kulturarten werden in unterschiedlichen Anbausystemen untersucht, d.h. in verschiedenen Fruchtfolgen, als Rein- und Mischkultur und mit reduziertem Faktoreinsatz. Es soll jeweils das gesamte Anbausystem über mehrere Jahre bewertet werden, nicht nur der Ertrag einer Fruchtart im jeweiligen Anbaujahr. Gleichzeitig sollen die für die typischen Anbauregionen Deutschlands jeweils geeignetesten Anbausysteme identifiziert werden.

2. Hintergrund

In den vergangenen Jahren lag der Schwerpunkt des Energiepflanzenanbaus in Deutschland bei Winterraps und Mais. Diese pflanzlichen Rohstoffe wurden vor allem für die Biodieselproduktion und als Gärsubstrat für Biogas-Anlagen eingesetzt, bei denen es seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in 2004 zu einem regelrechten Boom gekommen ist.

Um auf die Entwicklung im Biogas-Bereich zu reagieren, führte die FNR im Herbst 2004 zwei Fachgespräche durch, eines davon beschäftigte sich explizit mit der Frage der Rohstoffversorgung für die steigende Zahl von Biogas-Anlagen. Im Ergebnis waren sich die anwesenden Experten einig, dass die Agrarforschung auf ein möglichst breites Spektrum an Biogaspflanzen setzen sollte. Nur so ließe sich ein Ausbau der Bioenergie im Einklang mit der Natur gewährleisten. Zudem sind die fruchtfolgetechnischen Grenzen beim Mais- und Raps-Anbau in einigen Regionen bereits erreicht und auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte nicht nur einseitig auf diese Pflanzen gesetzt werden. Das Fachgespräch mündete in die Veröffentlichung eines neuen Förderschwerpunktes der FNR zur züchterischen Bearbeitung und Evaluierung von Energiepflanzen und Anbausystemen, dessen Ergebnis der nun startende Energiepflanzen-Anbauversuch im Rahmen des Projektes EVA ist.

 

 

3. Beteiligte Institutionen

  • Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) (Gesamtkoordination, Versuchsstandort Thüringen)
  • Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK Nds.) (Versuchsstandort Niedersachsen)
  • Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe (TFZ) (Versuchsstandort Bayern)
  • Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) (Versuchsstandort Sachsen)
  • Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (Versuchsstandort Baden-Württemberg)
  • Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) (Versuchsstandort Mecklenburg-Vorpommern)
  • Brandenburgisches Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LVLF) (Versuchsstandort Brandenburg)
  • Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG) (Versuchsstandort Sachsen-Anhalt).
  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V., Müncheberg/ Brandenburg (ZALF)
  • Justus-Liebig-Universität Giessen (JLU)
  • Leibniz-Institut für Agrartechnik Bornim/ Potsdam (ATB)
  • Julius-Kühn Institut; Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde (JKI)
  • Universität Kassel, Institut für Nutzpflanzenkunde (INK)

4. Teilvorhaben 1

Das Verbundvorhaben besteht aus insgesamt sechs Teilvorhaben, von denen das Teilvorhaben 1 den Kern des Projektes darstellt. In ihm werden die Anbauversuche, koordiniert von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), durchgeführt: Die TLL und sieben Unterauftragnehmer betreuen die acht Versuchs-Standorte in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Standorte gelten als Vertreter typischer deutscher Anbauregionen (siehe Tabelle 1). Die „E-Weizenregion“ und die „Roggen-Kartoffel-Region“ werden durch zwei Standorte repräsentiert.

Tabelle 1: : Darstellung der sechs Anbauregionen-Typen für Teilvorhaben 1

1. Raps- und C-Weizen-Region vorwiegend MV, NS, SH, NRW
Mittlere bis gute Böden mit sehr guter Wasserversorgung, ausgeglichenes kühles Klima LFA, Jana Peters
2. E-Weizenregion vorwiegend SN, TH, NS, ST, NRW
Gute Böden der "Börden" mit schlechter bis mittlerer Was-serversorgung TLL, Dr. A. Vetter; LLFG, Dr. L. Boese
3. Roggen-Kartoffel-Region 1) vorwiegend BB, NS, SN
Sandböden mit geringer Ertragsfähigkeit und schlechter Wasserversorgung LfULG, Dr. Röhricht, LVLF, Dr. Barthelmes
4. Körnermais-Sonnenblumen-Region vorwiegend BW, RP, HS
Mittlere bis gute Böden mit sehr guter Wasserversorgung und einer hohen Temperatursumme LTZ, Herr K. Mastel
5. Ackerfutter-Wintergerste-Region der Vorgebirge vorwiegend BY, HS, BW, TH, SN, RP
Schlechte bis mittlere Böden der Vorgebirgs- und Mittelgebirgsregionen mit einer guten bis sehr guten Wasserversorgung und einer niedrigen Temperatursumme TFZ, Dr. Widmann
6. Futterbau-Veredlungsregion NS
Marschböden mit guter bis sehr guter Wasserversorgung im Norden Deutschlands, die durch Mais und Wintergerstenanbau geprägt sind LWK Nds., Dr. M. Benke

An jedem der sieben Standorte werden fünf Standardfruchtfolgen angebaut (siehe Tabelle 2), die durch die Partner um jeweils drei den Standort besonders repräsentierende Fruchtfolgen ergänzt werden.

Tabelle 2: Darstellung der fünf Standardfruchtfolgen in Teilvorhaben 1 (EVA I 2005 bis 2009)
Prüfglied FF1 FF2 FF3 FF4 FF5
2005 Sommergerste (GP) / Ölrettich (SZF) Sudangras /WZF Futterroggen Mais /WZF Futterroggen Sommergerste + Untersaat Luzerne o. Kleegras Hafersortenmischung (GP)
2006 Mais (HF) Mais (ZF) Sudangras (ZF) Luzerne o. Kleegras Wintertriticale (GP)
2007 Wintertriticale (GP) / SZF Zuckerhirse Wintertriticale (Korn) Wintertriticale (GP) / Weidelgras Luzerne o. Kleegras Winterraps (Korn)
2008 Winterweizen bzw. Winterroggen (Korn) Winterweizen bzw. Winterroggen (Korn) Winterweizen bzw. Winterroggen (Korn) Winterweizen bzw. Winterroggen (Korn) Winterweizen bzw. Winterroggen (Korn)
(weisse Flächen=Biogassubstrate, graue Flächen=Marktfrüchte, GP=Ganzpflanze, WZF=Winterzwischenfrucht, ZF=Zweitfrucht, HF=Hauptfrucht, SZF=Sommerzwischenfrucht)

 

Tabelle 3: Darstellung der zweiten Rotation der fünf Standardfruchtfolgen in Teilvorhaben 1 (EVA II  2009 bis 2012):

Jahr/FF

1

2

3

4

5

2009

Wintergerste (GPS) Sorghum (SZF)

Sorghum

Mais

Hafersorten-mischung (GPS)

SG + US Luzerne o. Kleegras

2010

Mais (HF)

 WZF Grünschnittroggen Mais (ZF)

WZF Grünschnittroggen Sorghum (ZF)

Wintertritcale (GPS)

Luzerne o. Kleegras

2011

Wintertriticale (GPS) / SZF Ölrettich (GD)

Wintertriticale (Korn)

Wintertriticale (GPS) / einj. Weidelgras

Winterraps (Korn)

Luzerne o. Kleegras

2012

Winterweizen

Winterweizen

Winterweizen

Winterweizen

Winterweizen

(weisse Flächen=Biogassubstrate, graue Flächen=Marktfrüchte, GP=Ganzpflanze, WZF=Winterzwischenfrucht, ZF=Zweitfrucht, HF=Hauptfrucht, SZF=Sommerzwischenfrucht)

5. Weitere Teilvorhaben

  • Teilvorhaben 2: Ökologische Folgewirkungen des Energiepflanzenanbaus (ökologische Begleitforschung) durch das ZALF.
  • Teilvorhaben 3: Ökonomische Bewertung des Anbaus und der Nutzung von Energiepflanzen für die Biogasnutzung (ökonomische Begleitforschung) durch die JLU
  • Teilvorhaben 4: Ermittlung des Einflusses der Pflanzenart und der Silierung auf Substratqualität und Biogasausbeute in Labor und Praxis durch das ATB
  • Teilvorhaben 5: Untersuchung von Bewässerung und Wasserbedarf von Energiepflanzen durch das JKI.
  • Teilvorhaben 6: Systemversuch zum Zweikultur-Nutzungssystem auf acht Standorten im Bundesgebiet durch die Universität Kassel.

6. Nebenversuche

Nebenversuche werden von den einzelnen Partnern zu folgenden Themen durchgeführt (Teilkoordination jeweils fett):

  • Düngung von Energiepflanzen und –fruchtfolgen mit Gärresten (TFZ, LTZ, LfULG, TLL, LFA, LWK Nds.)
  • Einfluss des Erntetermins auf Silierfähigkeit und Ertrag; Optimierung der Vegetationszeitausnutzung (LVLF)
  • Eignung Ackerfutter- und Grünlandmischungen (LWK Nds, LVLF, TLL, LFA, TFZ)
  • Pfluglose Bodenbearbeitung (TLL)
  • Minimierter Faktoreinsatz;  Düngung und Herbizideinsatz (TFZ)
  • Mischfruchtanbau (LFA und TFZ)
  • Praxisversuche zum Einsatz der gewonnenen Gärsubstrate in bestehenden Monofermentations-Biogasanlagen (Leibniz-Institut für Agrartechnik Bornim)

  • Kampagne "Deutschland hat unendlich viel Energie"
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